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19 November 2017

Wie gefährlich ist die Mikrowelle?

Der Mikrowellenherd ist aus den meisten Haushalten nicht mehr wegzudenken. Schnell, praktisch und einfach zu bedienen wärmt er unsere Speisen auf, einige Kochbücher bieten sogar eine ganze Reihe leckerer Rezepte direkt für die Mikrowelle. An vielen Stellen wird jedoch behauptet, die Strahlung, die zum Erhitzen genützt wird, schade unserem Essen und unserem Körper. Doch stimmt das tatsächlich? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen:

Die Funktionsweise:
Zuerst wollen wir die Funktionsweise eines Mikrowellenherdes einmal näher beleuchten: Das Herzstück eines jeden Gerätes bildet das Magnetron. Was wie ein Superheld aus einem Marvel Film klingt, ist eine Vakuumröhre in der Hochspannung erzeugt wird, die dann in niederfrequente elektromagnetische Wellen mit einer Frequenz von etwa 2,45 GHz umgewandelt wird. Diese Strahlung wird dann in den Garraum weitergeleitet und erwärmt letztendlich unser Essen. Diese Wellen sind auf einen bestimmten Punkt im Zentrum des Garraums gebündelt, daher sorgt ein Drehteller für eine gleichmäßigere Erwärmung des Essens.
Moleküle, die ein Dipolmoment aufweisen, das bedeutet, dass es wie bei einem Magneten positiv und negativ geladene Enden gibt, werden durch die elektromagnetischen Wellen zum Schwingen gebracht wodurch Wärme entsteht. Wasser besitzt ein sehr starkes Dipolmoment, wodurch sich Speisen mit hohem Wassergehalt besonders gut erwärmen lassen [1]. Im Gegensatz zur klassischen Erhitzungsmethode, bei der die äußersten Schichten des Lebensmittel erhitzt werden und sich die Wärme dann ins Innere verteilt, kann die Mikrowellenstrahlung direkt in das Lebensmittel eindringen und es von innen nach außen heraus erwärmen.

Die Vorteile:
Das Erhitzen mit der Mikrowelle ist eine sehr energiesparende Form sein Essen warm zu machen, da das Lebensmittel direkt erhitzt wird. Beim Kochen wird im Gegensatz dazu zuerst die Herdplatte durch elektrischen Strom erwärmt, dann wird die Hitze auf den Boden des Topfes übertragen, der wiederum das in ihm enthaltene Wasser erwärmt, das dann letzten Endes die Hitze an unser Essen abgibt. Bei all diesen Übergängen geht ein Großteil der Wärme an die Umgebung verloren. Auch beim Erwärmen im Backrohr wird zuerst der Ofen, dann die darin enthaltene Luft und zu guter Letzt erst die Speise erhitzt. Vor allem beim portionsweisen Aufwärmen bietet der Mikrowellenherd eine energieeffiziente Alternative.  
Die Mikrowelle eignet sich auch hervorragend zur Desinfektion von Küchenschwämmen oder Schneidbrettern, die aufgrund ihrer porösen Oberfläche eine ideale Brutstätte für zahlreiche, zum Teil sehr gefährliche Mikroorganismen wie Kolibakterien oder Schimmelpilze bieten. Eine Studie zeigte, dass bereits 4 Minuten bei maximaler Leistung ausreichen, um 99% aller Keime auf Schwämmen und Schwammtüchern abzutöten [2]. Der beste Effekt wird erzielt, wenn zu desinfizierenden Gegenstände feucht sind, da nicht die Strahlung direkt, sondern das erhitzte Wasser die Mikroorganismen abtötet.

Mythen auf dem Prüfstand:
Im Gegensatz zur weitläufigen Meinung zerstört das Erwärmen mit der Mikrowelle nicht mehr Nährstoffe als andere Techniken. Entscheidend sind hier Temperatur und Dauer des Erhitzungsprozesses. Siehe dazu unseren Artikel zum Thema Rohkost. Eine Studie von 2004 hat jedoch gezeigt, dass beim Kochen in der Mikrowelle ein Großteil der enthaltenen Antioxidantien in Brokkoli zerstört wird [3]. Trotz diesem Ergebnis ist es schwierig, generelle Aussagen zu treffen ob und wie stark dieser Effekt auch andere bioaktiven Inhaltsstoffe betrifft.
Da der menschliche Körper zu einem Großteil aus Wasser besteht, kann diese Strahlung auch die Wassermoleküle in unseren Zellen anregen. Mikrowellenherde sind aber durch ihr Gehäuse so abgeschirmt, dass keine Strahlung an die Umwelt abgegeben werden kann. Auch das Sichtfenster bietet mit seinem Metallgitter einen wirksamen Schutz, Geräte mit defekter Tür sollten daher nicht verwendet werden.
Obwohl es Hinweise gibt, dass Mikrowellenstrahlung die Augen schädigen kann und Katarakte hervorruft, ist diese Gefahr beim Mikrowellenherd de facto nicht gegeben, denn wie bereits erwähnt sind die heutigen Geräte sehr gut abgeschirmt. Außerdem nimmt die Strahlung mit wachsendem Abstand vom Gerät sehr stark ab: 30cm vom Mikrowellenherd entfernt ist die Strahlungsintensität bereits auf ein Zehntel gesunken. Ein Augenschaden ist nur denkbar, wenn man über eine längere Zeit hinweg sein Essen durch ein beschädigtes Sichtfenster beobachtet [4].
Auch die Behauptung, Mikrowellenstrahlung verursache Krebs ist schlichtweg falsch. Zum einen ist die Intensität der emittierten Strahlung viel zu gering um Atome oder Moleküle nachhaltig zu verändern und gefürchtete freie Radikale entstehen zu lassen, zum anderen verflüchtigt sich die Strahlung in Sekundenbruchteilen nach dem Ausschalten des Gerätes. 


Schematische Darstellung eines handelsüblichen Mikrowellenherdes

Anekdotenhafte Berichte aus dem Internet behaupten außerdem, Pflanzen die mit mikrowellenbehandelten Wasser gegossen werden, sterben binnen kürzester Zeit. Für diese Aussage fehlt allerdings jeglicher wissenschaftlicher Beweis. Allen Anschein nach hat nicht das Mikrowellenwasser, sondern der grüne Daumen des Hobbygärtners die betreffenden Pflanzen auf dem Gewissen. Die Tatsache, dass heißes Wasser, egal ob aus dem Kochtopf oder aus dem Mikrowellenherd, Pflanzen umbringt braucht wohl nicht extra erwähnt werden.
Weiters behauptet eine Studie, dass Menschen die ihre Nahrung überwiegend mit der Mikrowelle erhitzen, schlechtere Blutwerte aufweisen, als die Kochtopffraktion. Wir konnten die Studie bei unserer Recherche leider nicht ausfindig machen, sondern nur die vernichtende Kritik gegen diese. Die Ergebnisse wurden nie in einem peer reviewed journal publiziert, das bedeutet eine Prüfung der Methodik und Interpretation der Rohdaten durch andere Wissenschaftler ist nie erfolgt.
Selbst wenn diese Aussage als solche tatsächlich stimmen sollte, gäbe es noch viele Limitationen auszudiskutieren. So könnte dieser Zusammenhang einfach daraus resultieren, dass sich Mikrowellenenthusiasten einfach häufiger ungesund ernähren, oder mehr Stress ausgesetzt sind und es aus diesen Gründen zu dem schlechteren Blutbild gekommen ist.

Potentielle Nachteile:
Das Essen wird oft ungleichmäßig aufgewärmt: Vor allem nicht homogene Speisen erzeugen manchmal Frostbeulen und Brandblasen gleichzeitig, wenn nicht ständig umgerührt wird. Besonders gefährlich ist diese Eigenschaft für Säuglinge und Kleinkinder: Das in der Mikrowelle erwärmte Fläschchen oder Breie können auf der Außenseite angenehm warm sein, während sie im Kern bereits deutlich heißer sind und könnten die empfindliche Mundschleimhaut der Kleinen verbrühen.
Die Konsistenz leidet: Einige Lebensmittel eignen sich nicht besonders gut zum Erwärmen im Mikrowellenherd: Sie verlieren ihre Knusprigkeit, werden zäh oder trocknen aus. Auch die empfohlene Abdeckhaube bewahrt die sensorischen Eigenschaften nur teilweise. Es entstehen keine Röstaromen: Die Temperaturen, die ein Mikrowellenherd erzeugt, reichen nicht aus um die charakteristische Bräunung und die damit verbundenen Aromen zu erzeugen, die wir so lieben.

Reflektierende Oberflächen, allem voran Löffel oder Aluminiumgeschirr werfen die Mikrowellenstrahlung zuerst an die Innenseite des Garraums zurück der diese erneut Richtung Mittelpunkt reflektiert. Auf diese Weise schaukelt sich die Strahlung immer weiter auf, bis schließlich kleine Funken schießen können. Dies ist zwar nicht unbedingt gefährlich, sollte aber trotzdem vermieden werden. Neuere Geräte unterdrücken durch ihre ausgereiftere Elektronik die Entstehung eines solchen Funkensprungs.

Fazit:
Mikrowellenherde sind bei sachgemäßer Verwendung mit keinerlei gesundheitlichen Bedrohungen verbunden und emittieren weniger elektromagnetische Strahlung als ein Smart Phone. Hohe Energieeffizienz und kurze Garzeiten zählen zu den Hauptvorteilen dieser Technik, doch sind nicht alle Lebensmittel für die Mikrowelle geeignet und verlieren beim Erhitzen ihre Konsistenz.

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Quellen und weiterführende Links:
[1] Richard J. Saykally et al.: Unified description of temperature-dependent hydrogen-bond rearrangements in liquid water. In: PNAS. Vol. 102, 2005, S. 14171–14174 doi:10.1073/pnas.0506899102
[2] Dong-Kyoo Park; Bitton, Gabriel; Melker, Richard: Microbial Inactivation by Microwave Radiation in the Home Environment.  Journal of Environmental Health; Denver Vol. 69, Iss. 5,  (Dec 2006): 17-24; quiz 39-40.
[3] The effect of cooking methods on total phenolics and antioxidant activity of selected green vegetables
N TURKMEN, F SARI, YS VELIOGLU - Food chemistry, 2005
[4]http://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/mikrowelle-wellen-kueche-schaedlich-umweltkommissar-100.html

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