Zerstört dieser Saft tatsächlich Krebs in 48 Stunden? - Food Defender - Der Lebensmittel Blog

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12 November 2017

Zerstört dieser Saft tatsächlich Krebs in 48 Stunden?

Onkologe entdeckt Saft, der Krebs in 48 Stunden zerstört! Das ist doch mal eine Ansage. Täglich wird ein Wundermittel gegen eine scheinbar unheilbare Krankheit entdeckt! Das ist zumindest die Botschaft die uns eine Vielzahl an Internetseiten in besonders reißerischer Manier weismachen möchte. Heute sind wir auf diesen Artikel aufmerksam geworden:



Das klingt doch alles zu gut um wahr zu sein, oder? Der geübte Skeptiker beginnt spätestens an dieser Stelle die Stirn zu runzeln. Doch schauen wir uns den Artikel genauer an: Positiv fällt auf, dass der Verfasser sogar die Originalquelle für seine Aussage angibt, wohl in der Hoffnung dass ohnehin niemand so genau nachforscht. Die zitierte Studie heißt nämlich:
 

Sofort fällt auf, dass es sich hier um ein Zellkulturexperiment handelt: Isolierte Krebszellen in einer Nährlösung wurden mit einem Extrakt aus Löwenzahnwurzeln behandelt und die Reaktionen der Zellen mit einer biochemischen Methode gemessen. Dass es allerdings unmöglich ist, aus einem Zellkulturexperiment irgendwelche konkreten Aussagen über die tatsächliche Wirkung im menschlichen Körper zu machen, wird elegant verschwiegen. Bei der Behandlung eines lebenden Organismus können buchstäblich Millionen Störfaktoren auftreten, die gegen eine Behandlung mit diesem Präparat sprechen. Im besten Fall bleibt die Behandlung wirkungslos, da der Wirkstoff gar nicht in den Körper aufgenommen werden kann, oder sofort durch verschiedene Abwehrmechanismen abgebaut wird. Sollten die Substanzen tatsächlich im Körper ankommen, ist noch lange nicht geklärt, ob sie nur auf die Krebszellen wirken oder auch anderes Gewebe massiv schädigen.

Außerdem merken wir, dass im Artikel von einer neueren Studie die Rede ist. Diese wurde aber tatsächlich bereits 2012 publiziert und ist seitdem frei abrufbar im Internet zu finden. Wenn diese Untersuchung also tatsächlich so bahnbrechend war wie behauptet wird, warum wurde dann in den vergangenen Jahren nicht weitergeforscht? Jedem, der nun versucht diesen Umstand auf die Pharmalobby zu schieben, möchte ich folgende Fragen mitgeben: Warum hat die allmächtige Pharmalobby die Studie dann nicht verschwinden lassen? Oder selbst Kapital aus dieser Entdeckung geschlagen? Die Verschwörungstheorien, die sich rund um die Pharmalobby ranken, haben wir bereits restlos entkräftet. Weiters wird in der Studie leider nicht erwähnt, wie der Löwenzahnextrakt hergestellt wurde und welche Dosis notwendig wäre, um tatsächlich eine Wirkung zu erzielen.
Wir haben nun gesehen, wie auf wissenschaftlich höchst unkorrekte Weise die Brücke von einem Zellkulturexperiment unter isolierten Bedingungen zu einer direkten Anwendung am Menschen geschlagen wird. Weiter unten finden wir dann noch ein Rezept für einen Smoothie aus Löwenzahnblättern, der angeblich genauso gut wirkt wie der Extrakt aus Löwenzahnwurzeln. Der aufmerksame Leser wird spätestens jetzt den Kopf schütteln und sich fragen "Warum gibt es diese reißerischen, oft grob fehlerhaften Artikeln denn überhaupt?"

Cui bono?
Der römische Staatsmann und Philosoph Marcus Tullius Cicero hat uns bereits vor über 2000 Jahren die Antwort auf diese Frage gegeben. Er rät nämlich zu einer gesunden Portion Skepsis und bei jeder Angelegenheit zu fragen Cui bono? – Wem nützt es? Wer profitiert von so einer Berichterstattung?

Sehen wir uns das Rezept weiter unten genauer an: Ganz beiläufig wird uns dann noch ein Mixer empfohlen, mit dem wir diesen Smoothie am besten zubereiten können. Ein Klick auf den Link und unsere Frage ist beantwortet:

Ein lukratives Geschäftsmodell
Bei extrem langen Amazon Links, die zusätzlich Formulierungen wie „=ref.....“ oder Wortteile, die wie Benutzernamen aussehen beinhalten, handelt es sich nämlich meistens um so genannte „Affiliate Links“. Wenn wir diesen Link anklicken und den Mixer dann kaufen, bekommt der Ersteller dieses Links, in diesem Fall wohl der Blogbetreiber, eine Provision in Höhe von einigen Prozent des Gesamteinkaufs von Amazon gutgeschrieben. Für den Käufer ändert sich der Preis dadurch nicht, dieser merkt in der Regel gar nichts von der Provision, die an den Werbenden geflossen ist.
Weiters locken die Betreiber mit extrem reißerischen Überschriften eine Vielzahl an Besucher auf ihre Webseiten. Man nennt diese Praxis Clickbait auf Deutsch auch Klickköder, denn je mehr Besucher eine Internetseite zählt, desto interessanter ist diese als Werbeplattform und desto höhere Preise kann man durch die Einschaltung von Werbeanzeigen wie zum Beispiel mit dem Google Dienst Adsense erzielen. Klick für Klick kann man sich so sein Taschengeld enorm aufbessern.


Onkologe entdeckt Saft der Krebs
Werbeanzeigen wie diese sind meist an den beiden Symbolen am rechten oberen Rand zu erkennen


Der Markt für Alternativmedizin und esoterischen Heilverfahren boomt wie eh und je: Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass die Branche allein im deutschsprachigen Raum rund 20 Milliarden Euro pro Jahr umsetzt. Jeder möchte ein Stücken vom Kuchen abhaben und sich am Gesundheitsbewusstsein des Durchschnittsbürgers bereichern. Dies ruft vermehrt Scharlatane und Abzocker auf den Plan.

Die Masche ist immer die gleiche
Zuerst wird durch hohle Phrasen Aufmerksamkeit generieret:
„Du wirst es nicht glauben...“
„Ärzte sind sprachlos....“
„Die Pharamalobby hasst diesen Mann...“

Dann werden mit gefälschten Studien oder aus dem Zusammenhang gerissenen Aussagen die abenteuerlichsten Werbeversprechungen gemacht:
„... Krebs in 48 Stunden zerstört“
„... Gehör um bis zu 97% wiedererlangen“
„... mehr Bakterien töten als verfügbare Antibiotika“

Zu guter Letzt wird einem dann ein überteuerter, wirkungsloser oder gar gefährlicher Schund angedreht. Sämtliche Garantie oder Haftung natürlich ausgeschlossen. Während jeder Schulmediziner für eine falsche Behandlung Rechenschaft ablegen muss, kommen diese Internet-Scharlatane in der Regel sogar ungeschoren davon.

Fazit
Also lieber Leser: Behalte dir ein gesundes Maß an Skepsis. Wenn etwas zu gut um wahr zu sein klingt, dann ist es das meistens tatsächlich auch nicht. Mache es wir Cicero und frage dich: Will dieser namenlose Schamane aus dem Internet wirklich mein Wohlergeben oder vielleicht doch eher meinen Geldbeutel!



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Quellen und weiterführende Links:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/esoterik-wer-am-geschaeft-mit-dem-seelenheil-verdient-1.3596195

Efficient induction of extrinsic cell death by dandelion root extract in human chronic myelomonocytic leukemia (CMML) cells. Ovadje P, Hamm C, Pandey S. PLoS One. 2012;7(2):e30604. doi: 10.1371/journal.pone.0030604. Epub 2012 Feb 17.