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02 Dezember 2017

Was ist dran am Himalaya Salz?


Salz ist für unseren Körper lebensnotwendig, das darin enthaltene Natrium ist essentiell für das Funktionieren unserer Zellen. Doch zu viel Salz kann unseren Körper auch schädigen und unter anderem Bluthochdruck verursachen. In verschiedenen Bioläden und auf einschlägigen Internetseiten findet man immer öfter naturbelassene Salze wie das rote Salz aus dem Himalaya Gebirge oder spezielle Nordmeersalze wie das Celtic Sea Salt, die mit ihrer gesundheitsfördernden Wirkung beworben und zu hohen Preise verkauft werden. Angeblich enthalten diese Spezialsalze über 80 verschiedene Mineralstoffe, wirken entgiftend und können sogar Heilung von vielen Zivilisationskrankheiten bieten. Doch was ist dran an diesen Behauptungen?
Um es kurz zu sagen: Leider ist an diesen vollmundigen Werbeversprechen nicht viel dran. Von den über 80 versprochenen Elementen, die man angeblich in diesen Supersalzen wiederfindet, konnten bei einer Untersuchung des Bayrischen Landesamts für Gesundheit lediglich 10 verschiedene chemische Elemente nachgewiesen werden, zu über 98% besteht auch das Himalaya Salz aus Natriumchlorid [1]. Geringe Mengen an Eisenverbindungen geben dem Himalaya Salz seine charakteristische rote Farbe. Um den Mythos Natursalze seien besonders reich an Mineralstoffen restlos zu entkräften haben wir hier nun berechnet welcher Gehalt an anderen Mineralien in einer Tagesdosis dieser Salze enthalten ist:
2 Teelöffel, das entspricht der täglichen Verzehrsempfehlung, decken nur rund 5% des Kalzium- und Eisenbedarfs sowie 1,5% des Magnesiumbedarfs, also ein bedeutungslos kleiner Bruchteil des täglichen Bedarfs [2]. Da auch im konventionellen Speisesalz diese Nebenminerale zu finden sind, können wir also nur nochmals bestätigen, was viele Verbraucherschutzorganisationen bereits gemeldet haben: Die Behauptung, Natursalz sei reich an Mineralstoffen ist schlichtweg Konsumententäuschung!
Kleine Information am Rande: Der menschliche Körper besteht eigentlich nur aus etwa 21 chemischen Elementen, 10 davon sind so genannten Spurenelemente, die sogar nur weit unter 1% unseres Körpergewichts ausmachen. Das bedeutet also, wir könnten mit diesen über 80 Elementen, wenn sie denn tatsächlich in diesen Salzen enthalten wären, herzlich wenig anfangen [3].

Zweifelhafte Herkunft:
Wie das Oberlandesgericht Köln 2010 in einem Urteil feststellte, ist die Bezeichnung Himalaya Salz eine zur Irreführung geeignete Angabe, da das Salz gar nicht direkt am Himalaya abgebaut wird sondern in einer vom Himalaya Hochgebirgsmassiv getrennten Hügellandschaft nahe der pakistanischen Stadt Lahore gefördert wird [4]. Das ist also ungefähr so als würde man in den Kassler Bergen Hochalpensalz abbauen. Vereinzelt wird das "Original" Himalaya Salz sogar in polnischen Bergwerken abgebaut [5].



Angereichertes Salz
Jod ist ein Spurenelement, das unter anderem bei der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. Aufgrund der jodarmen Ackerböden in weiten Teilen Europas ist die Gefahr eines Jodmangels in der Bevölkerung sehr hoch, daher entschloss man sich zur flächendeckenden Anreicherung von Speisesalz. Aufgrund der Tatsache, dass jeder Mensch täglich Salz in etwa gleichbleibender Menge konsumiert eignet sich dieses Lebensmittel besonders gut um die Bevölkerung mit Jod zu versorgen. Viele handelsübliche Speisesalze sind heute mit Jod angereichert, aber auch unjodiertes Speisesalz ist in jedem Supermarkt erhältlich. Die Angst vor jodiertem Speisesalz ist also völlig unbegründet und jedem, der nicht regelmäßig jodhaltige Lebensmittel wie Algen konsumiert sei das Jodsalz wärmstens ans Herz gelegt. Die Folge eines Jodmangels kann unter anderem ein Kropf, die krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse, sein [6] [7]. Vereinzelt findet man auch fluorierte Speizesalze auf dem Markt. Da bei Flourid die Gefahr einer Überdosierung um ein Vielfaches höher ist, raten wir allerdings von solchen Präparaten ab. Da sich der Großteil des im Körper gebundenen Fluorids ohnehin in den Zähnen befindet, bietet fluoridhaltige Zahnpasta hier eine bessere Alternative.

Kropf in sehr ausgeprägtem Stadium



Fazit:
Salz ist das perfekte Produkt für diverse zweifelhafte Geschäftspraktiken: Jeder konsumiert es täglich, gleichzeitig warnen die Gesundheitsorganisationen vor den Schäden, die ein exzessiver Salzkonsum nach sich zieht. Laufend werden uns natürliche und gesunde Alternativen zum ach so schlimmen Industriesalz präsentiert die sofort eine riesige Zielgruppe ansprechen. Salz ist außerdem so billig, dass sogar das 20 fache des Marktpreises eines gewöhnlichen Speisesalzes, der bei etwa 80 Cent pro Kilogramm liegt, unsere Schmerzgrenze noch nicht ausschöpft. Jeder, der dir also dieses überteuerte Salz andrehen möchte ist nicht um dein Wohlergehen besorgt, sondern will nur eins: dein Geld. Also lass dich nicht verarschen und schenk diesen Lügnern keinen Glauben!


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Quellen und weiterführende Links:
[1]https://web.archive.org/web/20061024061013/http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,2275027,00.html
[2] VEÖ: Der Nepp mit dem Himalayasalz (2003) https://web.archive.org/web/20071009153653/http://www.vnoe.at/presse/Der_Nepp_mit_dem_Himalayasalz.pdf
[3] http://kirste.userpage.fu-berlin.de/medi/suppl/mensch.html
[4] http://www.markenmagazin.de/olg-koeln-himalaya-salz-irrefuehrung-ueber-die-geografische-herkunft-eines-produktes-urteil-vom-01-10-2010-6-u-7110/
[5] http://www.wissen.de/was-ist-dran-himalaya-salz-und-co/page/0/1
[6] Jodunterversorgung wieder auf dem Vormarsch? DGE aktuell 01/2013 vom 29. Januar 2013; abgerufen am 27. Aug. 2015.
[7] Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelvorsorge, 7. Februar 2012; abgerufen am 27. Aug. 2015.

Bildquellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Struma#/media/File:Kone_med_stor_struma.jpg


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