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13 Oktober 2017

Die Detox Lüge

Unsere Umwelt ist vergiftet: Abgase in der Luft, Pestizide im Boden und Schwermetalle in unserem Trinkwasser. Wie soll das unser Körper nur aushalten? Zum Glück ist die Rettung nahe: Detox! Die Theorie dahinter ist folgende: Dem Körper muss geholfen werden, diese Schadstoffe wieder auszuscheiden, damit er gesund und leistungsfähig bleibt.
In der Praxis sehen diese Detox oder Entschlackungskuren so aus: Zwei Wochen lang werden exotische Tees und Smoothies aus überteuerten „Superfoods“ aus diversen Internetshops konsumiert um den Köper dabei von Umweltgiften und schädlichen Stoffwechselschlacken zu reinigen. Im folgenden Artikel werde ich Ihnen zeigen, was man tatsächlich für wirksames Detox braucht:

Eine Leber und mindestens eine Niere

Sie haben mich schon richtig verstanden, mehr ist dazu gar nicht nötig, unser Körper kann nämlich sehr gut auf sich selbst aufpassen. Jeder, der Ihnen gegenteiliges weismachen möchte, ist nämlich nicht um Ihre Gesundheit besorgt, sondern hinter Ihrem Geldbeutel her! Ich möchte Ihnen nun die wichtigsten Infos an die Hand geben, damit Sie keinem selbst ernannten Wunderheiler auf den Leim gehen.
Eingangs muss erwähnt werden, dass sich die Detox Verfechter nämlich gar nicht so einig sind, was denn genau die Stoffwechsel Schlacken sind, derer man sich regelmäßig entledigen muss. Daher ist die wissenschaftliche Datenlage zu diesem Thema auch recht dünn. Selbst Wikipedia kennt die „Schlacken“ nur aus dem Hochofen der Voest. Daher möchte ich nun einige Gruppen von schädlichen Umweltfaktoren aufzählen und prüfen ob Detox tatsächlich auf diese Stoffe wirkt:




Schwermetalle:
Toxische Schwermetalle wie etwa Blei, Quecksilber oder Cadmium stellen eine große Belastung für den Körper dar: Vor allem wenn man diese über lange Zeit hinweg aufnimmt können sie sich im Nervensystem und in den Organen ablagern und dem Körper richtig schaden. Obwohl in Naturheilforen behauptet wird, dass eine Detox Kur die Ausscheidung dieser Schwermetalle fördert, fehlt allerdings bis jetzt jeder wissenschaftliche Beweis. Einige Wunderheiler gehen sogar noch weiter und bieten Infusionen an die dabei helfen sollen, diese schädlichen Schwermetalle aus dem Körper zu befördern. Blöd nur, dass diese Verbindungen keinen Unterschied zwischen Freund und Feind machen und essentielle Spurenelemente ebenfalls ausschleusen und so bis zum Tod des Patienten führen können.

Persistente organische Schadstoffe:
Viele Umweltgifte wie beispielsweise Pestizide und Weichmacher in Kunststoffen sind fettlösliche Kohlenstoffverbindungen. Der Organismus hat große Probleme diese Stoffe über den Urin auszuscheiden. Hier kommt die Leber ins Spiel: In der ersten Phase der Entgiftung werden diese Verbindungen aufgebrochen, damit sie in der zweiten Phase an spezielle wasserlösliche Molekülgruppen gebunden und ausgeschieden werden können. Diese Zwischenprodukte sind allerdings meist giftiger als der Ausgangsstoff, sodass immer genug Reaktionspartner verfügbar sein müssen um den Körper vor Schaden zu bewahren. Obwohl Inhaltsstoffe von frischem Obst diese Reaktionen beschleunigen können, zeigt sich dieser Effekt nur solange regelmäßig reichlich Obst verzehrt wird. Mit einer Smoothiekur pro Jahr ist es also keineswegs getan.

Verkalkte Arterien:
So wie einmal im Jahr der Abfluss zuhause in der Küche mit Rohrreiniger durchgeblasen wird, kann man doch sicher auch seine verkalkten Blutgefäße wieder fit machen, oder? Weit gefehlt, denn das überschüssige Cholesterin verstopft nicht einfach nur die Arterien wie eine verkalkte Kaffeemaschine. Diese „Verstopfungen“ sind das Resultat eines komplizierten Prozesses bei dem das Cholesterin in die Wände der Blutgefäße wandert und Entzündungen hervorruft und im fortschreitendem Stadium die Arterien regelrecht zerfrisst. Ist der Schaden erst einmal passiert, geht die Heilung wenn überhaupt nur langsam voran. Auch hier gilt wieder: Eine Woche Selbstgeißelung kann nicht ein Jahr Schweinsbraten- und Schnitzeldiät wieder wettmachen.


Foto einer "verkalkten" Arterie

Magen Darm Trakt:
Auch hält sich das hartnäckige Gerücht, dass man eine Woche auf feste Nahrung verzichten sollte, um seinem Verdauungssystem die Möglichkeit zu geben, sich zu erholen. Es stimmt zwar, dass manche Speisen schwerer verdaulich sind als andere, trotzdem gibt es keinen Grund unserem Magen über einen längeren Zeitraum jegliche feste Kost zu verwehren. Selbst bei Komapatienten sorgen die Ärzte dafür, dass das Verdauungssystem des Patienten nie komplett leer läuft da dies im Extremfall zu einem Abbau der Darmwand führen kann. Auch von Einläufen ist in jedem Fall abzuraten, da der Darm sich ausreichend selbst reinigen kann wenn genügend pflanzliche Faser- und Ballaststoffe aufgenommen werden.


Fazit:
Abschließend kann festgehalten werden, dass ich zwar niemandem so eine Detox Kur raten würde, sie aber auch keinen Schaden anrichtet, wenn man es nicht übertreibt. Für viele Leute kann so eine Kur als eine Art Startritual in ein gesünderes Leben dienen, nachhaltige Wirkungen darf man sich davon allerdings nicht versprechen. Viel mehr macht es Sinn, eine ausgewogene, auf Pflanzenkost basierende Ernährung in sein tägliches Leben zu integrieren. Jeden Tag eine gesunde Mahlzeit oder beispielsweise ein Fasttag pro Woche bewirken viel mehr als eine Hardcore Detox Woche pro Jahr. Das ist ungefähr so abwegig wie das ganze Jahr über seine Zähne nicht zu putzen und dann eine Woche lang ein Zahn-Detox zu machen und seine Zähne 20 Mal pro Tag zu reinigen.  Unser Körper kommt nämlich nicht gut mit Extremen zurecht, daher braucht der Weg zum Wohlbefinden vor allem eines: Zeit. Was allerdings nicht benötigt wird sind überteuerte Wundermittel aus dem Internet. Obst, Gemüse, Tee und Smoothies kauft man am besten im Bioladen, auf Wochenmärkten oder einfach im Supermarkt.
Abzuraten sind jedenfalls extrem einseitige Diätformen oder Wundermittel aus dem Internet. Viele selbst ernannte Detox Gurus wollen uns weismachen, dass es in der ersten Phase der Kur während sich der Körper von den verschiedenen Toxinen renigt, zu Entgiftungserscheinungen kommen kann. Da es sowas in Wahrheit garnicht gibt, sind diese Symptome ironischerweise meistens bereits Vergiftungserscheinungen, ausgelöst Giftstoffen die im Zuge der Detox Kur zugeführt werden.

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel ein besseres Licht auf das Thema Detox werfen und einige Mythen entlarven. Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, teilen Sie ihn mit einem Freund und hinterlassen Sie mir einen Kommentar welche Themen Sie am meisten interessieren.


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Quellen und weiterführende Links:
Stossel J. Ridding yourself of toxins or money? Company says Kinoki Foot Pads 'capture toxins from your body.' ABC News, April 11, 2008.
Jörg Zittlau: Die Mär vom Entschlacken, Spiegel Online, 18. März 2012
Cohen, M. 'Detox': science or sales pitch? Australian Family Physician, Vol. 36, No. 12, 2007 Dec: 1009-10.

Bildquellen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f1/Atherosclerosis%2C_aorta%2C_gross_pathology_PHIL_846_lores.jpg



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