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21 Oktober 2017

Süßstoffe - Unser tägliches Gift?

Softdrinks sind in aller Munde. Vor allem im Sommer wächst die Lust auf eine eisgekühlte Limonade. Diese süßen Versuchungen enthalten meistens über 25g Zucker pro Glas. Kein Wunder also, dass manch figurbewusster Konsument auf die light Variante zurückgreift, die statt Zucker Süßstoffe enthält. Viele Menschen stehen diesen Zusatzstoffen aus dem Chemiebaukasten aber skeptisch gegenüber, das Internet ist auch um keine Schauergeschichte zum Thema „Das süße Gift“ verlegen. Um Stoffe wie Aspartam ranken sich einige Mythen: es soll höchst giftig, ja sogar krebserregenden sein und wurde ursprünglich als biologischer Kampfstoff entwickelt. Heute finden wir heraus, was es mit diesen Gerüchten auf sich hat und wie sicher die gängigsten Süßstoffe tatsächlich sind.

Saccharin
Saccharin ist der älteste synthetisch hergestellte Süßstoff und wurde bereits 1879 entdeckt. Da diese chemische Verbindung besonders hitzestabil ist, eignet sie sich besonders gut zum Backen und erfreute sich schnell einer wachsenden Beliebtheit. Saccharin stand lange unter Verdacht krebserregend zu sein und vor allem Tumore in der Harnblase zu verursachen. In den 1960er und 70er Jahren wurden einige Studien publiziert, die Grund zu dieser Annahme boten und das kurzfristige Verbot dieses Süßstoffs auslösten. Da viele Konsumenten, speziell Diabetiker für die Saccharin eine große Steigerung der Lebensqualität darstellte, protestierten, wurde das Verbot wenig später wieder aufgehoben. Heute ist sich die Wissenschaft einig, dass bei normaler Aufnahmemenge mit keinem erhöhten Krebsrisiko zu rechnen ist. An den Studien von damals wird hauptsächlich bemängelt, dass diese Versuche an Ratten durchführt wurden, deren Harnstoffwechsel nicht mit dem menschlichen vergleichbar ist. Weiters wurden den Versuchstieren extrem hohe Dosen (teilweise das 100fache der erlaubten Tageshöchstmenge) verfüttert, die kein Mensch je zu sich nehmen könnte.


Warnhinweis, wie man in früher auf saccharinhaltigen Getränken in den USA fand.

Cyclamat
Cyclamat, auch Natriumcyclamat genannt, ist ein Süßstoff mit relativ schwacher Süßkraft (nur etwa 35mal so stark wie Zucker) und besonders authentischem Geschmack. Aufgrund seiner guten Stabilität wird Cyclamat häufig im Gemisch mit Saccharin verwendet, um dessen metallischen Nachgeschmack zu überdecken. Für Cyclamat wurden ebenfalls kontrovers diskutierte Studien zum Krebsrisiko veröffentlicht, sodass es seit 1970 in den USA verboten ist. In Europa ist es für bestimmte Lebensmittel, darunter alkoholfreie Getränke, Desserts und Fruchtzubereitungen wie Marmelade oder Obstkonserven unter Einhaltung bestimmter Höchstmengen zugelassen.

Aspartam
Um Aspartam, das 1965 zufällig entdeckt wurde ranken sich einige Mythen. An mancher Stelle wird behauptet, dieser Süßstoff sei besonders gefährlich und es wurden einige Studien publiziert, die eine krebsfördernde Wirkung nachgewiesen haben wollen. Tatsache ist allerdings, dass keine dieser Studien methodische fehlerfrei war und dass bei Einhaltung der festgelegten Höchstverzehrsmenge mit keinen gesundheitlichen Auswirkungen zu rechnen ist. Obwohl an mancher Stelle behauptet wird, Aspartam könne bei sensiblen Personen Migräne auslösen konnte dies noch nicht wissenschaftlich bestätigt werden.
Aspartam zerfällt während der Verdauung zu Methanol, Asparaginsäure und Phenylalanin. Methanol ist eine potenziell toxische Substanz, die ähnlich wie ihr großer Bruder der Trinkalkohol (Ethanol) während eines Gärungsprozesses entsteht und in überreifem Obst sowie in alkoholischen Getränken enthalten ist. Die Menge Methanol die aus Aspartam freigesetzt wir ist aber um ein vielfaches geringer als die Menge, die beispielsweise in einem Glas Wein enthalten ist.
Ihnen ist sicherlich bereits der Hinweis „enthält einen Phenylalaninquelle“ auf dem Etikett eines Light Getränks aufgefallen. Ich verrate Ihnen nun, was es mit dieser ominösen Warnung auf sich hat: Phenylalanin ist eine Aminosäure und ein Baustein der Proteine. In jedem eiweißhaltigen Lebensmittel ist also auch Phenylalanin enthalten, von Nüssen über Bohnen, Eier bis hin zu Fleisch, also ein vollkommen harmloser, in der Natur vorkommender Stoff. Ein sehr kleiner Prozentsatz an Menschen leidet an einer schweren Stoffwechselkrankheit, bei der Phenylalanin nicht abgebaut werden kann, sich in den Nervenzellen ablagert und dort Schäden verursacht. Diese Menschen sind auf eine streng eiweißfreie Diät und Spezialnahrung angewiesen. Diese Menschen warnt man mit diesem Hinweis, denn eine Flasche Cola light, in der man eigentlich keine Eiweißverbindungen erwarten würde, kann bereits zu Komplikationen führen. Neugeborene werden heutzutage flächendecken auf diesen Defekt untersucht.

Sucralose
Ein relativ neuer Süßstoff auf dem Markt ist Sucralose. Dieser zeichnet sich vor allem durch seine hohe Süßkraft und seinen besonders authentischen Geschmack aus. Sucralose ist dem Haushaltszucker chemisch sehr ähnlich, bei der Herstellung werden mehrere Wasserstoffatome durch Chloratome getauscht. In dieser gebunden Form ist dieses Chlor für den Menschen absolut unschädlich, da es nicht verdaut werden kann wird es unverändert wieder ausgeschieden. In der Kläranalage wird Sucralose ebenfalls nur schwer abgebaut, daher besteht die Möglichkeit dass sich dieser Stoff in der Umwelt ansammelt.

Stevia, die grüne Alternative?
An vielerlei Stelle wird die Überlegenheit von Stevia als natürliches Süßungsmittel angepriesen. In Wahrheit ist an Stevia, oder genauer ausgedrückt Steviosid, so heißt der Inhaltsstoff, der den süßen Geschmack hervorruft, nicht mehr viel natur dran. In einem komplizierten chemischen Verfahren wird der Süßstoff mit verschiedenen Lösungsmittel aus dem Pflanzenmaterial herausgelöst und aufgereinigt und ist somit eine Chemikalie wie sie auch aus dem Bioreaktor kommen könnte. Es stellt sich also die Frage wie ökologisch sinnvoll es ist exotische Pflanzen um die halbe Welt zu schicken nur um Chemikalien herauszulösen die man viel effizienter komplett synthetisch herstellen könnte. Ein weiterer Nachteil ist der intensive Nebengeschmack dieses Süßstoffes.
Der Grund warum Stevia lange Zeit in der Europäischen Union nicht zugelassen wurde, waren Ergebnisse aus frühen Studien, die eine erbgutschädigende Wirkung einger Abbauprodukte der Stevia Inhaltsstoffe nachwiesen. Spätere Versuche konnte diese Ergebnisse allerdings nicht hinreichend nachweisen, sodass Stevia letzen Endes doch zugelassen wurde. Würde man der Argumentation der Aspartam Gegner folgen, nämlich dass die Ergebnisse einer Studie bereits reichen um eine fundierte Aussage über die Gefährlichkeit einer Substanz zu machen, so hätte ebenso nie freigegeben werden dürfen.

Die Schattenseite
Die These, dass kalorienfreie, süße Getränke Heißhungerattacken auslösen und den Insulinspiegel beeinflussen, konnte noch nicht eindeutig bewiesen werden. Eine 2014 vom Weizman Institute of Science in Israel veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass Süßstoffe unsere Darmflora beeinflussen und einen negativen Einfluss auf unsere Glucosetoleranz haben. Es bleibt abzwarten, ob weitere Studien diese These untermauern können.

Fazit
Abschließend kann man sagen, dass wenn man gelegentlich ein Glas Cola trinkt es keine große Rolle spielt, ob man zur herkömmlichen oder zur zuckerfreien Variante greift. Allerdings gibt es auch Menschen, die jeden Tag über einen Liter an Softdrinks konsumieren, mit dem allein man bereits die Empfehlung von höchsten 90g pro Tag überschreitet und nebenbei noch 360 leere Kilokalorien zu sich nimmt. Natürlich wäre komplett auf Wasser, ungesüßte Tees oder verdünnte Fruchtsäfte umzusteigen die beste Variante, all jenen die dies aber nicht von heute auf morgen schaffen oder wollen empfehle ich wärmstens auf die Light Variante umzusteigen.

Lies doch auch unsere Artikel darüber welche Lebensmittel dich tatsächlich umbringen wie du mit diesen einfachen Tricks deinen Speiseplan auf Vordermann bringst.

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Quellen und weiterführende Links:
Lesley Stanley: Review of data on the food additive aspartame. Supporting Publication 2013:EN-399 der EFSA, 2013.
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-05/stevia-pflanze-zuckerersatz
G. G. Habermehl, P. E. Hammann, H. C. Krebs: Naturstoffchemie. Eine Einführung. 3. Auflage. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-73732-2, S. 307. 
Wieviel Aspartam kann man unbedenklich verzehren? FAQs zu Aspartam bei der EFSA, abgerufen am 6. November 2012. 
FDA Statement on European Aspartame Study (Memento vom 14. März 2013 im Internet Archive)
Hans-Dieter Belitz, Werner Grosch, Peter Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 6. Auflage. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-73202-0, S. 454.
EFSA: "Scientific Opinion on the re-evaluation of aspartame (E 951)" as a food additive 10. Dezember 2013 
B A Magnuson u. a.: Aspartame: a safety evaluation based on current use levels, regulations, and toxicological and epidemiological studies. In: Critical Reviews in Toxicology. Band 37, Nr. 8, 2007, S. 629–727
R. B. Lipton, L. C. Newman, S. Solomon: Aspartame and headache. In: The New England Journal of Medicine. 318, Nr. 18, 1988, S. 1200–1201
M. R. Weihrauch, V. Diehl (2004): Artificial sweeteners – do they bear a carcinogenic risk?. In: Annals of Oncology. Vol. 15, S. 10. 1460–1465(6) Oxford University Press.  Jotham Suez, Tal Korem u. a.: Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. In: Nature. 2014, Naomi Lubick: Artificial sweetener persists in the environment . ES&T Science News, 12. März 2008 M. Matsui, K. Matsui, Y. Kawasaki u. a.: Evaluation of the genotoxicity of stevioside and steviol using six in vitro and one in vivo mutagenicity assays. In: Mutagenesis. Band 11, Nr. 6, November 1996, S. 573–579


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